Sonntag, 15. August 2010

JETZT

In der Top10-Liste der am häufigsten gestellten Fragen zu meiner Reise zur anderen Seite des Planeten – z.B. „wie lange bleibste denn dort?“ oder „bleibst Du immer nur an einem Ort, oder reist Du auch ein bisschen in der Gegend rum?“ – obsiegt mit gewaltigem Abstand zu den Plätzen das Folgende:

„Wann fliegst Du nochmal?“

Es gab wahrhaftig Menschen, die diese Frage bis zu fünf Mal(!) gestellt haben. Absoluter Spitzenreiter unter den Fragestellern war hierbei ein verhältnismäßig neuer Freund, der bald schon verhältnismäßig alt sein wird. Vielleicht hängt der zuletzt erwähnte Punkt ja irgendwie mit der Häufigkeit seiner Fragestellerei zusammen...*
Jaja, ich spotte wohl ein wenig zu laut pfeifend durch den dunklen Wald, da mein 30ster Geburtstag in nicht ganz zwei Wochen bereits seinen zehnten Jahrestag feiert – und bitte: Ich scheiße mal ganz gepflegt auf dieses Schulterklopf-Tröste-Sprüchlein, nach dem man immer so alt ist, wie man sich gerade fühlt. Ich hoffe ganz besonders morgens, wenn ich mit blutunterlaufenen Augen und grummelnd beim Zähneputzen in den Badezimmerspiegel schaue, dass diesem beknackten Sprüchlein aber auch nicht das allerkleinste Krümelchen Wahrheit anhaftet.

Wie dem auch sei... Um die beliebteste aller Reise-Fragen also nunmehr letztmalig und endgültig zu beantworten: 

JETZT!
(Ich freue mich schon auf die 
„wann-kommste-nochmal-wieder?“-mails.) 
JETZT GEHT DAS LOS!

Nachdem ich diesen kleinen, unnützen Beitrag zum Web2.0-Rauschen hochgeladen haben werde, schultere ich meinen Seesack, versiegele die Müllhalde, die ich euphemistisch auch als meine Wohnung bezeichne und begebe mich zum Bahnhof, wo ich einen Zug zum Frankfurter Flughafen erwischen will, um von nämlichem aus in Richtung Sydney/Australien zu starten. Eine völlig verrückte Nummer, wenn man bedenkt, dass ich unter gewöhnlichen Umständen noch nicht einmal Lust verspüre, mit der beknatterten Straßenbahn weiter als bis zum nächsten Feinkostgeschäft/Kino/Billardsalon zu fahren. Ich bin nun einmal ein schrecklich bequemer Mensch.

Vor einiger Zeit habe ich bei Qantas-Air per mail sehr höflich angefragt, ob ich die Boeing747 nach Sydney selbst fliegen darf, hab
e aber komischerweise keinerlei Antwort von den verantwortlichen Menschen bekommen. Service-Wüste Airline? Wir notieren auf jeden Fall schon mal ein Minus. Letztlich sind wir deutsch und also meckern wir.

Darüber hinaus halten wir fest, dass die vielen vielen (hunderte, wenn nicht gar tausende) Stunden, die ich in meiner (ansonsten glücklichen) Kindheit mit dem Spielen von Flugsimulatoren verbracht habe, vollkommen für die Katz' waren.
Insgeheim hatte ich doch davon gewunschträumt, der erste Pilot der Welt sein zu können, der mit einer voll besetzten Linien-Passagiermaschine einen kompletten Looping vollführt. („Dear passengers, this is Amateur-Captain E speaking. Please fasten seatbelts and hold on to your soon wetted knickers... Use of the toilets is not reckommended in the following minutes, but if you really have to go, just feel free to do so and have the freaking ride of your freaking life! Ladies 'n gents it's been an honour flying with you. BAAAANZAAAAI!“)
Parabel-Flüge (Lippenpfurz) kann ja schließlich jeder ... Nunja, was nicht ist, kann ja noch werden.

Der nächste Stopp nach Ffm wird Singapur sein. Wenn die Qantas-Inflight-Infos auf der homepage noch aktuell sind, habe ich unterwegs leider nicht die Möglichkeit gänzlich überflüssige Statusmeldungen via Web abzusetzen. Eigentlich ein Skandal, aber andererseits meinem Reiseprinzip „wenn-ich-weg-bin-bin-ich-weg“ sehr entgegenkommend.
So ganz und gar verschwinden, für die gesamte Dauer meiner Reise, werde ich aber nicht aus dem Web, weil ich immerhin vorhabe, diesen Blog hin und wieder mit Neuigkeiten von dort hinten unten zu bepflanzen. Ich hoffe, Ihr schaut ab und an mal hier vorbei und postet munter comments. Die werden allerdings von mir moderiert – also bitte geduldig sein.

@Web2.0-Fraktion: #netbook_0001 Ihr könnt mich – wann immer ich Zeit, Lust und Möglichkeit dazu habe – #skon, #twon oder auf blip erwischen. Die wenigen Nachteulen unter Euch haben hierbei (geo)logischerweise eindeutig die besseren Chancen für life & realtime Kaspereien mit mir.

An die old schoolers (zu denen ich mich selbst zähle): Natürlich checke ich auch meinen mail-account. Ballert mich immer gerne voll mit mails. Besonders in den ersten neun Tagen werde ich wohl ein wenig allein in Sydney umherirren – und das wollte ich natürlich auch so. Über Post aus der Heimat werde ich mich aber auf jeden Fall freuen wie jeck.
Auch Mobiltelefonie ist grundsätzlich möglich aber definitiv nicht ratsam. Mich kostet der Empfang eines Gesprächs dort allein 2€50/min. und ich will lieber nicht wissen, was der Anrufer hinblättern muss, also vergesst das mal ganz schnell wieder.

War sonst noch was? ... Ach ja: Liebe Tine Wittler, was auch immer Du evtl. in meiner Abwesenheit mit meiner Müllhalde vorhaben solltest, lass Dich dabei bloß nicht von Deinem Instinkt leiten. Danke.
Für die Zeit meiner Abwesenheit ist meine Müllhalde couchsurfed. Sollte also irgendwer nächtens Licht in meiner Wohnung sehen, liegt das nicht daran, dass ich verfrüht zurückgekehrt bin, sondern, dass sie bewohnt sein wird.

Dat woret ävver jetz jewäs. Mir sinn uns op dr anner Sick.


* Hier muss ich in letzter Minute korrigieren: Er wurde tatsächlich in der letzten Wochen noch  von einem anderen Freund übertroffen. Dafür bringt dieser mich jetzt zum Bahnhof – wenn er es nicht vergisst...

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